Freitag, 20. Juli 2018

In der Bucht der Somme

In der Picardie 

Eigentlich haben wir es unserem Freund Ali, einem waschechten Steirer, zu verdanken, dass wir hier in der Somme Bucht gelandet sind. Er hat uns vom hiesigen „Meeresspargel„ erzählt. 


Zuvor hatten wir einige Mobil-Termine in Deutschland; unser Strom-Wandler wurde nach einer Garantie-Reparatur wieder eingebaut und unseren alten Fernseher ließen wir durch einen Flachbildschirm ersetzen. 



Der Aire de Campingcar, Le Crotoy  bietet ca. 100 Mobilen Platz. Eigentlich meiden wir so große Plätze, fühlen uns hier jedoch sehr wohl. Er ist fast ausschließlich mit Franzosen belegt; einige Belgier, Engländer und Holländer - aber so gut wie keine Deutschen und überhaupt keine Österreicher. 


Wir haben einen Platz in der ersten Reihe, mit freiem Blick über den kleinen Hafen, die Ortschaft und die Bucht.

Am nächsten Tag ist das Fußball WM-Entscheidungsspiel Frankreich gegen Kroatien. Alle sitzen vor dem Fernseher und bei jeder entscheidenden Aktion wird gehupt, geknallt oder geklatscht. Dann eine erwartungsvolle Ruhe … bis zum Sieg … da ist die Freude der Franzosen riesig und wir freuen uns mit ihnen. 
Wir spazieren die Promenade entlang in die Stadt, hier sieht man fast nur blau-weiß-rot — Fahnen um den Körper gewickelt, Mützen, Perücken, natürlich auch das Gesicht in den Nationalfarben bemalt. Jeder strahlt uns an, so mancher erklärt uns voll Stolz, dass Frankreich jetzt Weltmeister ist.


Tag’s darauf kommen Nachbarn mit einem Sack voll „Grünzeug“ vom Meer herauf, ich reagiere sofort und frage ihn, ob das  der „Spargel des Meeres„ sei … no, antwortet er, das ist Salicorne und es wächst hier überall …

Heute ist Dienstag und Marktag und das ist natürlich ein MUSS.



Bei den Fisch-Ständen wird überall dieses Gemüse verkauft; aber auch Oreille de Cochon, der Spinat des Meeres, ein weiteres Wildgemüse. Das Salicorne kann man roh oder blanchiert als Salat genießen oder auch wie grüne Bohnen zubereiten. Wir kaufen ein halbes Kilo, denn das müssen wir ja probieren. 

Bei der Tourist-Info finden finden wir Prospekte und daneben einen blitz-sauberen Metzger-Laden. Er führt Prè Salè; ein Stück Schlögel und einige Koteletten müssen mit. Das Prè Salè ist ein Schaf, das auf den, immer wieder vom Meer überfluteten Wiesen weidet und eine unvergleichlich, herrliche Fleischqualität hat.

                  Ein richtiges Festmahl mit dem "Meeresgemüse" als Beilage

Le Crotoy befindet sich im Herzen der Baie de Somme und liegt in einer außergewöhnlichen Naturlandschaft, die auch vermarktet wird. Es gibt Boots-Ausflugsfahrten in die Bucht hinaus, wo man Robben beobachten kann. 





>>> Hier ein kurzes Video im Originalton

Die Chemin de fer, gezogen von einer alten Dampflok, rattert zwei mal täglich durch das Hinterland. — Im Liegestuhl hört sich das entfernte Vorheizen und Rangieren oft an, als ob ein überhitzt schnaufender Bernhardiner unmittelbar hinter uns eine Rast machen würde! 



Eine ganz neue Idee, mit Gruppen macht man hier begleitete Fluß-Wanderungen. Aber nicht am, sondern im Fluß. Man muss sich an den Anblick so einer Gruppe, mit unsicher im Wasser gehenden, älteren Menschen, erst gewöhnen. 


Jedes Jahr im Juli veranstaltet Le Crotoy das Fest des Meeresspargels. Auf dem Programm stehen dabei Animationen, Treffen mit den Fischern, Ausstellungen über Meerespflanzen und Verkostungen.
Wir können es nicht erleben, doch es gibt jetzt ein Muschelfest  veranstaltet von der Feuerwehr, -- und alle Plätze sind besetzt.






Viele Kleinigkeiten weisen auf die Abhängigkeit und das Leben der Menschen hier, vom und mit dem Meer hin. In der wehrhaft wirkenden, gotischen Kirche hängen Fischernetze, Modelle und Bildbeschreibungen von heimischen Fischerbooten 






und in vielen Häusern finden sich Spitzenvorhänge mit Muschel- oder Fisch-Motiven; und die Fensterladen-Feststeller sind wie historische Figuren geformt. 

Neben dem Meeresgetier-Angebot findet man alles, auf was Franzosen und Touristen Wert legen. Der Mutter-Schafmilch-Käse von den Pirenäen findet sich hier genauso wie ein cremiger fromage de chevre aus der Drome. Ein kleiner „wohl-stinkender“ Käseladen bietet  zu jedem Käse auch noch den richtigen Wein! 
Dieses "Gemüse" wird hier auch geerntet, doch mir war das Waschen zu viel Arbeit, deshalb haben wir es auch nicht probiert. 



Wir schlendern durch den Markt und werden auf braune Knoblauchzöpfe aufmerksam. Es ist französischer, und seine Farbe bekam er durch Räuchern — ganz normales Selchen in einer Boucherie. Der Geschmack wird dadurch etwas intensiver und er bleibt so ein Jahr lang haltbar! 

   Seit diesem Kauf riecht es in unserer Garage wie in einer Speck-Kammer.   

Le Crotoy hat eine große Geschichte und viele Persönlichkeiten wie Jules Verne, Jeanne d'Arc, Toulouse-Lautrec  waren hier …fast alles im Ort spielt sich um den Place de Jeanne d’Arc ab.



Wir haben eine richtige Schönwetter-Periode erwischt. Wolkenlos blauer Himmel und mit einem leichten Lüftchen nicht gar zu heiß. 
Das Meer gibt eine täglich wechselnde Vorstellung. Zu Beginn waren Ebbe und Flut für uns sowieso ein Schauspiel; um so mehr, weil hier mit einem Damm- und Schleusen System einerseits der landeinwärts gelegene Teil der Somme-Bucht vor Hoch-Flut-Ereignissen geschützt wird und andererseits das eingeströmte Wasser der Flut mit geschlossenen Schleusentoren zurückgehalten wird und erst bei Niedrigst-Wasser-Stand der Ebbe werden die Schleusen-Tore wieder geöffnet, sodass das zurückgehaltene Wasser wie ein Sturzbach den Höhenunterschied ausgleicht. Durch den, dabei mitgerissenen Sand wird einer weiteren Verlandung ohne Energie und Arbeits-Aufwand vorgebeugt! — 



Momentan gibt es so gut wie keine Gezeiten; weit hinaus, bis zum Horizont kein Wasser. Man hat den Eindruck, dass man zu Fuß nach England hinüber gehen könnte.

Der Stellplatz Ist beinahe täglich voll und trotzdem ist es angenehm hier einige Tage zu verbringen.


Bezahlt wird täglich bei einem Automaten ....bar oder mit Kreditkarte

                                    Hinter dem Platz stehen diese Tafeln

Schon oft haben wir über das Verhalten einiger Camper den Kopf geschüttelt. Bewußt suchen wir unseren Stellplatz mit genügend Abstand zu den Müll-Containern und der Entsorgungs-Station. Andere stören sich daran gar nicht. Bei diesen Temperaturen wird der Müll- und Abwasser-Geruch schon streng, was aber manche Menschen nicht hindert, ihren Camper unmittelbar daneben aufzustellen. Ja, einige decken sich hier sogar ihren Frühstücks-Tisch. — Und eine weitere Delikatesse! Die Camper umgehen die Gebühr für das Frisch-Wasser-Tanken indem sie Kannen und Behälter am Kassetten-Spül-Röhrchen füllen; ununterbrochen — man bräuchte fast Platzkarten! 

                                                  





1 Kommentar:

  1. Grûß euch aus dem fernen Schweden. Ihr verbringt eure Tage aber auch angenehm. :-)
    Ich wûnsche euch noch viele solcher Tage.

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